Frauengesundheit
Biofilme typisch für ständige Blasenentzündungen und bakterielle Vaginosen
Viele Frauen leiden an regelmäßig wiederkehrenden Blasenentzündungen und haben – manchmal ohne es zu wissen – gleichzeitig ein bakterielles Ungleichgewichtin der Vagina (= Scheide). Dann sind die schützenden Milchsäurebakterien vermindert und stattdessenvermehren sich anaerobe Bakterien. Daraus entwickelt sich oft die häufigste vaginale Infektion – die sogenannte bakterielle Vaginose.
Blasenentzündung und bakterielle Vaginose haben eines gemeinsam: Antibiotika helfen meist nur kurzfristig und häufig flammt nach kurzer Zeit die Infektion wieder auf.
Ursache dafür sind Biofilme, in die sich die Bakterien einbetten. Der Biofilm schützt die Bakterien vor Antibiotika und dem Immunsystem.
Biofilme schützen vor Antibiosen
Biofilme bieten Krankheitserregern gute Lebensbedingungen
Biofilme sind Lebensgemeinschaften von Bakterien, die sich an Oberflächen anheften und dort wachsen. Zucker und Eiweiße bilden eine schleimige Schicht, die den Bakterien im Biofilm gute Lebensbedingungen wie Sauerstoff-Freiheit für anaerobe Bakterien und auch Nahrung bietet.
Außerdem weisen in Biofilmen eingebettete Bakterien eine deutlich höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Angriffen des menschlichen Immunsystem und Antibiotika auf als Bakterienzellen, die sich frei in der Blase oder Vagina bewegen. Denn Antibiotika und Immunzellen können nur die oberen Bakterien im Biofilms erreichen und meist nicht weit genug in den Biofilm eindringen, um alle krankheitserregenden Bakterien abzutöten. Daher sind Biofilme relativ stabil, konventionell schwer therapierbar und somit für regelmäßige Rückfälle (= Rezidive) verantwortlich.
Zusätzlich ermöglicht der Biofilm den Bakterien einen effektiven Austausch von Antibiotika-Resistenzgenen über den sogenannten horizontalen Gentransfer.
Blasenentzündungen und bakterielle Vaginose: Biofilme sorgen für Rezidive (= regelmäßige Wiederkehr)
Die häufigste Erkrankung der Vagina (= Scheide) ist die bakterielle Vaginose, bei der die normale Laktobazillen-Gemeinschaft vermindert ist, sich aber anaerobe (also Sauerstoff-frei) lebende Bakterien – wie die Leitkeime der Vaginose Gardnerella vaginalis und Atopobium vaginae – stark vermehren. Sie bilden in der Regel einen Biofilm, in den sie sich einnisten und der den Bakterien Schutz vor Antibiotika, Sauerstoff und Angriffen des menschlichen Immunsystems bietet.
Das häufigste Symptom einer bakteriellen Vaginose ist ein grau-weißlicher, oft fischig-übelriechender vaginaler Ausfluss. Manche Frauen leiden auch unter Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
Die Erkrankung kann aber auch ohne Symptome ablaufen. Dann wissen die betroffenen Frauen gar nichts von den krankheitserregenden Bakterien, die in hoher Zahl ihre Vagina besiedeln. Damit bleibt aber eine häufige Ursache für ständig wiederkehrende Blasenentzündungen unerkannt: das Bakterium Gardnerella vaginalis.
Denn Gardnerella vaginalis verbindet Vaginose und Blasenentzündung (Zystitis): Gelangt das Bakterium von der Vagina in die Blase, beispielsweise durch Geschlechtsverkehr, kann es immer neue (= rezidivierende) Blasenentzündungen auslösen.
Denn nicht nur in der Vagina (Scheide), auch in der Blase sind bei ständig wiederkehrenden Blasenentzündungen oft Biofilmezu finden. Hier bilden sogenannte uropathogene* E. coli (kurz UPEC) widerstandsfähige Biofilme auf der inneren Blasenwand und nisten sich auch in die Epithelzellen der Blasenwand ein.
Gelangt nun das vaginale Bakterium Gardnerella vaginalis beispielsweise durch Geschlechtsverkehr in die Blase, wirkt es dort aggressiv: Das Bakterium dringt in den Biofilm ein und greift die darunter liegenden Epithelzellen der Blase an. Dabei setzt es die in den Biofilm und die innnerhalb der Blasenwandzellen liegenden pathogenen (= krankmachenden) E. coli-Bakterien frei, die sich dann in der Blase vermehren und die Blasenentzündung wieder aufflammen lassen.1
uropathogen = Krankheiten in den Harnwegen verursachend
Wie entstehen Biofilme?
Die Biofilmentwicklung läuft in verschiedenen Phasen ab:
1) Adhäsion: Zuerst heften sich bestimmte Bakterien – in der Vagina meist das Bakterium Gardnerella vaginalis, in der Blase häufig uropathogene E. coli – an das Epithel der Vagina oder der Blase an. Dann scheiden die Bakterien Polysaccharide (= Mehrfachzucker) und Proteine (= Eiweiße) aus, die eine von Wasser durchströmte Matrix aufbauen: Den schützenden Biofilm-Schleim.
2) Wachstum: Geschützt im Biofilm vermehren sich die Bakterien und ermöglichen dabei weiteren - krankmachenden - Bakterienarten, sich im Biofilm anzusiedeln. In der Vagina ist das häufig beispielsweisedas pathogene Bakterium Atopobium vaginae, das nun zusätzlich zu Gardnerella vaginalis den Biofilm besiedelt und sich ihn ihm gut vermehren kann. Dadurch wächst der Biofilm.
3) Verbreitung: Ein dicker Biofilm ist vermehrt Scherkräften ausgesetzt. Dadurch reißen die oberen Teile des Biofilms ab und verbreiten die krankmachen Bakterien weiter.
Was hilft gegen Biofilme?
Die gesunde vaginale Mikrobiota (= Scheidenflora) von Frauen im gebährfähigen Alter besteht aus besonderen Milchsäure-bildenden Laktobazillen: Sie sind in der Lage, neben Milchsäure – die das Scheidenmilieu ansäuert – auch Wasserstoffperoxid (H2O2) zu produzieren, die beide vor Infektionen schützen können.
Wenn wir schädigende Einflüsse wie eine übertriebene Intimhygiene, Antibiotika-Behandlungen und chronischen Stress vermeiden, und uns obendrein gesund ernähren, können wir eine gute Mikroflora in der Scheide fördern und erhalten. Hilfreich sind auch probiotische Bakterien, die – oral eingenommen – über den Darm die Vagina ereichen.
Zu den besonderen probiotischen Bakterien gehören beispielsweise bestimmte natürliche Lactobacillus-Stämme, die aus der Vagina und den Harnwegen gesunder Frauen isoliert wurden. Sie können pathogene (= krankmachende) Bakterien-Biofilme angreifen und die darin liegenden Bakterien teilweise sogar abtöten.
Die beiden Bakterienstämme sind Bestandteile von Nahrungsergänzungsmitteln wie SymbioFem® Intim (demnächst im Handel) und heißen Lactobacillus rhamnosus GR-1® und Lactobacillus reuteri RC-14®. Sie sind die weltweit am besten untersuchten Stämme für die urogenitale Gesundheit der Frau. Wichtig sind hier insbesondere die Stammbezeichnungen RC-14®und GR-1® hinter den Bakteriennamen, da Wissenschaftler die Biofilm-Wirksamkeit insbesondere für diese speziellen Lactobacillus-Stämme wissenschaftlich beschrieben haben.2, 3
1) Gilbert et al. Transient microbiota exposures activate dormant Escherichia coli infection in the bladder and drive severe outcomes of recurrent disease. PLOS Pathogens 2017; 13: e1006238
2)McMillan A et al.Disruption of urogenital biofilms by lactobacilli. Colloids and Surfaces B: Biointerfaces 2011, 86; 1:58.
3) Saunders S et al. Effect of Lactobacillus challenge on Gardnerella vaginalis biofilms. Colloids and Surfaces B: Biointerfaces 2007;55:138.