Welt-Reizdarm-Tag (World IBS Day) 19.04.2023

Das Reizdarmsyndrom: Millionen Menschen sind weltweit betroffen

Am 19. April 2023 jährt sich der Welt-Reizdarmtag. Weltweit leiden fast 800 Millionen Menschen am Reizdarmsyndrom. Das sind ungefähr 10 Prozent der Weltbevölkerung.

Eine Frau sitzt gekrümmt auf einer Couch und hält sich vor Schmerzen den Bauch

In Deutschland sind etwa 11 Millionen Menschen betroffen und die Zahlen steigen. Besonders bei jüngeren Menschen im Alter von 20 bis 30 Jahren gewinnt das Reizdarmsyndrom zunehmend an Bedeutung. Dabei leiden Frauen doppelt so oft an einem Reizdarm wie Männer.

Ständig wiederkehrende Bauchschmerzen, Blähungen oder häufiger Stuhldrang – und das oft ohne erkennbare Ursache – sind typisch für das Reizdarmsyndrom. Auch wenn es sich um keine lebensbedrohliche Erkrankung handelt, schränkt ein Reizdarm die Lebensqualität von Betroffenen deutlich ein. Neben einer Reihe anderer Ursachen kann anhaltender Stress die Entstehung eines Reizdarmsyndroms begünstigen und bestehende Symptome verstärken. Zu den Behandlungsmöglichkeiten des Reizdarmsyndroms gehören unter anderem lebende probiotische E. coli -Bakterien als Wirkstoff eines speziell für Reizdarm zugelassenen probiotischen Arzneimittels.

Stress kann ein Reizdarmsyndrom auslösen oder verschlimmern

Stress als Auslöser nimmt stark zu

Angst- und Stresssituationen sind bekannte Auslöser und Verstärker des Reizdarmsyndroms. Für Deutschland berichtet die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in ihrem Stressreport von 2019, dass die hohe Arbeitsintensität oft als belastend wahrgenommen wird (1). Daneben können herausfordernde Lebensumstände – wie beispielsweise Existenzängste oder starke Belastungen durch Homeoffice – zu einer anhaltenden starken Stresssituation führen.

Anhaltender Stress kann vielfach negativ auf den Darm wirken. Er schädigt zum einen die Darmflora und auch die Darmschleimhaut. Entzündungen im Darm können die Folge davon sein. Viele Reizdarmpatienten weisen leichte Entzündungsreaktionen im Darmgewebe auf, die mit Hilfe von Stuhldiagnostik aufgedeckt werden können.

Der Weg zur Diagnose kann lang sein

Eine gezielte Diagnostik des Reizdarmsyndroms ist bislang noch nicht möglich. Zunächst muss der Arzt andere mögliche Erkrankungen wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder organische Darmerkrankungen wie z. B. Morbus Crohn oder die Divertikelkrankheit ausschließen, die eventuell die Beschwerden verursachen. Es kommen auch weitere organische Ursachen in Frage, die nicht im Darm selbst liegen. So können beispielsweise eine Schilddrüsenfehlfunktion oder Erkrankungen des Leber-Galle-Systems Symptome wie bei einem Reizdarm auslösen. Erst nach Ausschluss organischer Erkrankungen können Ärzte und Ärztinnen die Diagnose Reizdarmsyndrom stellen. Fachleute sprechen deshalb von einer sogenannten „Ausschlussdiagnose“.

Veränderte Darmflora, Leaky Gut und mehr Mastzellen

Der Darm von Reizdarmpatienten ist verändert

Auch wenn diagnostische Maßnahmen wie Darmspiegelungen in der Regel keine krankhaften Veränderungen im Darm von Reizdarmpatienten zeigen, weist ein Reizdarm oft bestimmte Charakteristika auf. Zu ihnen gehören:

  • Eine Veränderung der Darmmikrobiota – wie Wissenschaftler statt „Darmflora“ sagen
  • Eine übermäßige Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky Gut). Dadurch können unkontrolliert Inhaltsstoffe aus dem Darminhalt in die Darmwand eindringen und leichte, nicht sofort sichtbare Entzündungen auslösen.
  • Leichte Entzündungen der Darmwand.
  • Erhöhte Mengen bestimmter Wächter-Gewebsimmunzellen, sogenannte Mastzellen, im Darm: Bei Reizdarmpatienten finden sich mehr Mastzellen im Darm – in direkter Nachbarschaft der empfindlichen Darm-Nerven. Diese Zellen geben beim Reizdarm sehr leicht ihre entzündungs- und schmerzauslösenden Stoffe ab wie zum Beispiel Histamin. Das kann zu einer Reizung der Darm-Nerven führen, die dann über die Darm-Hirnachse ein Schmerzsignal zum Gehirn senden. Dadurch erklären sich die teilweise starken Reizdarm-Schmerzen.

Störung in der Kommunikation zwischen Darm und Gehirn  

Mittlerweile ist eine gegenseitige Beeinflussung von Gehirn und Vorgängen im Darm anerkannt und mit dem Begriff der Darm-Hirn-Achse beschrieben. Viele kennen den Zusammenhang zwischen Kopf und Bauch aus eigener Erfahrung, wenn sie vor einer wichtigen Prüfung ein flaues Gefühl im Magen verspüren oder vermehrt die Toilette aufsuchen müssen.

Der Darm verfügt über ein eigenes großes Nervensystem, das sogenannte enterische Nervensystem oder Bauchhirn. Es kommuniziert vor allem über einen großen Nerv, den Vagus-Nerv, mit dem Gehirn – und umgekehrt. Dabei gehen 80 Prozent der Kommunikationssignale vom Darm zum Gehirn. Verschiedenste Substanzen im Darm lösen dieses „Darm-Hirn-Gespräch aus“ und können Reizdarmsymptome wie Schmerzen und Durchfälle hervorrufen oder verschlimmern.  Zu ihnen gehört beispielsweise das Gewebshormon Histamin oder der Nervenbotenstoff Serotonin. Der Nervenbotenstoff GABA (=Gamma-Aminobuttersäure) hingegen kann Schmerzreize aus dem Darm blockieren und so Reizdarm-Schmerzen lindern.

Viele Faktoren können ein Reizdarmsyndrom auslösen

Viele Faktoren können ein Reizdarmsyndrom auslösen - beziehungsweise sich negativ auf ein bestehendes Reizdarmsyndrom auswirken. Dazu zählen unter anderem die folgenden Einflüsse:

  • Darminfekte: Ein bekanntes Beispiel sind Salmonelleninfektionen. Daraus kann sich das sogenannte post-infektiöse Reizdarmsyndrom entwickeln, bei dem die Betroffenen meist unter Durchfällen leiden, obwohl der Darminfekt abgeklungen ist.
  • Gene: Genetische Voraussetzungen können die Entwicklung eines Reizdarmsyndroms begünstigen.
  • Ernährung: Allgemeine Aussagen zur Bedeutung der Ernährung beim Reizdarmsyndrom sind schwer zu treffen, da die Ernährung sehr vielfältig auf den Darm und seine Darmflora wirkt. Wie jedoch seit Längerem bekannt ist, kann der zeitlich begrenzte Umstieg auf die sogenannte FODMAP-arme Ernährung bei einem bestehenden Reizdarmsyndrom die Symptome mindern. Dabei verzichten Patienten unter anderem auf kleine Kohlenhydrate wie Laktose oder entsprechende Kohlenhydrate in bestimmten Hülsenfrüchten. Aber Vorsicht: Eine langfristige FODMAP-arme Ernährung ist ungesund, da sie die gesunde Darmmikrobiota in Mitleidenschaft ziehen kann. Insgesamt ist bei Reizdarmsyndrom eine ausgewogene Ernährung sinnvoll – ohne zu viel Zucker, Weißmehl, Salz oder gesättigte Fette, aber mit Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, die gesunde Ballaststoffe liefern. Dabei ist aber die individuelle Verträglichkeit zu beachten, denn Obst, Gemüse und Vollkornprodukte können teilweise FODMAPs in größeren Mengen enthalten, die die Reizdarmsymptomatik verschlimmern können.
  • Medikamente: Die Einnahme verschiedener Medikamente kann ebenfalls die Ursache für einen Reizdarm sein. Beispielsweise fanden Wissenschaftler Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Breitband-Antibiotika und der darauffolgenden Entwicklung eines Reizdarmsyndroms.
  • Pilze im Darm: Auch das übermäßige Wachstum von bestimmten Pilzen im Darm, den sogenannten Candida-Hefen, ist ein möglicher Auslöser für ein Reizdarmsyndrom.
  • Psychische Auslöser: Anhaltender starker Stress sowie bestehende Angsterkrankungen und Depressionen können die Entstehung eines Reizdarmsyndroms begünstigen.
  • Begünstigt Covid-19 ein Reizdarmsyndrom? Wie wissenschaftliche Studien mittlerweile nachwiesen, kann eine Covid-19- Erkrankung die Symptome eines bestehenden Reizdarms verschlimmern. Dies trifft besonders auf Patienten zu, die neben dem Reizdarm auch an Angsterkrankungen und Depressionen leiden. Inwieweit Covid-19 auch die Neuentstehung eines Reizdarmsyndroms begünstigt, ist noch nicht abschließend geklärt.
Eine Frau formt mit ihren Händen ein Herz auf ihrem Bauch

Was hilft Reizdarmpatienten?

Wenn die Diagnose „Reizdarm“ feststeht, ist der nächste Schritt die Entwicklung eines Behandlungsplans. Dieser beinhaltet meist eine auf den individuellen Patienten zugeschnittene Kombination aus Medikamenten, Ernährungsumstellungen und Änderungen des Lebensstils. Zu den Medikamenten gehören beispielsweise probiotische E. coli-Bakterien in Form des speziell für das Reizdarmsyndrom zugelassenen Arzneimittels Symbioflor® 2 oder Präparate gegen Durchfälle oder Verstopfung. Auch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel mit Milchsäure-produzierenden Bakterien können beim Reizdarmsyndrom zum Einsatz kommen. Ein Ernährungstagebuch kann hilfreich sein, um eine Ernährungsumstellung einzuleiten und zu begleiten. So können Lebensmittel identifiziert und vermieden werden, die die Beschwerden verschlimmern. Zu den Veränderungen des Lebensstils gehören beispielsweise Anpassung von Schlafenszeiten, um ausreichend Schlaf zu finden. Auch das Erlernen von Techniken für eine bessere Stressbewältigung (zum Beispiel Yoga, Meditation, Tropho®Training, MBSR) sowie regelmäßige körperliche Bewegung unterstützen das erfolgreiche Symptommanagement des Reizdarmsyndroms.

Auf jeden Fall benötigen Reizdarmpatienten einen kompetenten Ansprechpartner, der sie ernst nimmt und Zeit aufwendet, die Hintergründe zu erfragen und den zeitlichen Verlauf der Erkrankung nachzuvollziehen. Der behandelnde Arzt oder Therapeut bezieht dabei viele Faktoren und Lebensumstände in die individuelle Behandlungsstrategie ein. Die genaue Behandlung richtet sich auch nach dem Beschwerdebild des Patienten, denn viele Behandlungsmöglichkeiten sind auf bestimmte Symptome wie Durchfall oder Schmerz ausgerichtet.

Zusammenfassung

Weltweit ist jeder zehnte Mensch am Reizdarmsyndrom erkrankt. Die Diagnose ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Der Darm von Reizdarmpatienten ist verändert, auch wenn klassische Diagnostiken wie Darmspiegelungen das nicht erkennen lassen. Zu den Veränderungen gehören eine abweichende Darmflora (= Darmmikrobiota), eine übermäßig durchlässige Darmschleimhaut (= Leaky Gut) und leichte Entzündungen im Darm. Viele Faktoren können ein Reizdarmsyndrom auslösen. Dazu gehören beispielsweise vorangegangene Darminfekte, aber auch Darmpilze, bestimmte Medikamente und psychischer Stress. Eine FODMAP-arme Ernährung verhindert und heilt kein Reizdarmsyndrom, kann aber die Symptome lindern. Allerdings sollten die Patienten nur kurzfristig FODMAP-arm essen, da sonst die Darmmikrobiota darunter leiden kann. Hilfe bei Verdacht auf ein Reizdarmsyndrom finden Betroffene bei einem Arzt oder Therapeuten, der ihre Beschwerden ernst nimmt und auch die Lebensumstände in die Behandlung mit einbezieht. Für die Behandlung des Reizdarmsyndroms gibt es viele Optionen, zu denen auch probiotische Bakterien – auch in Form zugelassener Arzneimittel  - gehören. Es gibt zur Zeit nur ein probiotisches Arzneimittel mit lebenden Bakterien, das für die Behandlung des Reizdarmsyndroms von den Behörden zugelassen ist:  Symbioflor® 2.

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Symbioflor® 2 Produktseite

Broschüre „Reizdarm: Jeder Zehnte ist betroffen"

 

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Scientific Insights 2:

Das Reizdarmsyndrom: Aktuelle Erkenntnisse und Mikrobiom-basierte Therapie*

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