Bakterium im Fokus im Reizdarm-Monat April

Escherichia coli DSM 17252

Escherichia coli  – abgekürzt E. coli – ist das bekannteste Darmbakterium. Benannt ist es nach seinem Entdecker, dem Kinderarzt Theodor Escherich (1857 – 1911).
Kolibakterien sind normale Besiedler des menschlichen und des tierischen Darms, wobei die meisten E. coli -Stämme nicht krankheitsauslösend (= apathogen) sind. Sie können sogar gesundheitsfördernde Eigenschaften besitzen, wie unser Bakterium des Monats.
Denn der spezielle Stamm Symbio E. coli DSM 17252 kann effektiv Reizdarmsymptome lindern, wie eine Studie (Enck et al. 2009) gezeigt hat.

E. coli-Bakterien (in Blau)

FAKT 1: E. coli sind wichtiger Teil der natürlichen Bakteriengemeinschaft im Darm

Kolibakterien (coli : Genitiv zu colon = Dickdarm) gehören zu den Enterobakterien (enteron = altgriechisch: Darm), die viele natürliche Darmbewohner umfassen. In der Regel sind Kolibakterien stäbchenförmig. E. coli und verwandte Bakterien machen ungefähr 0.1 Prozent der Darmflora (Darmmikrobiota) aus (Eckburg et al., 2005). Dabei sind mindestens 106 (= 1 Million) koloniebildende Einheiten pro Gramm Stuhl (KBE/g) von E. coli normal.

Da Kolibakterien physiologische Darmbewohner bei Mensch und Tier sind, werden sie als sogenannte Fäkalanzeiger genutzt. Sie zeigen an, ob Ausscheidungen von Menschen oder Tieren (beispielsweise über die Düngung mittels Gülle, Jauche oder Mist) in ein Badegewässer oder ins Trinkwasser gelangt sind.
Das bedeutet aber nicht, dass Kolibakterien immer gefährlich sind. Natürlich gibt es pathogene (= krankheitsauslösende) E. coli-Stämme wie beispielsweise E. coli O157:H7, die schwere Erkrankungen auslösen. Aber die meisten E. coli–Stämme im Darm sind apathogen, also nicht krankheitsauslösend. Als Hygiene-Anzeiger sind sie deshalb geeignet, weil der Darm praktisch aller warmblütigen Tiere und des Menschen von Kolibakterien besiedelt ist.

Bei Neugeborenen gehören Kolibakterien sogar zu den ersten Besiedlern (Rodrigquez et al. 2015). Sie stammen überwiegend aus dem Darm der Mutter und werden vom Neugeborenen im Geburtskanal aufgenommen. Wenn die Sauerstoff-vertragenden (= fakultativ anaeroben) Bakterien wie E. coli den vorhandenen Sauerstoff verbraucht haben, können sich strikt anaerobe (= ohne Sauerstoff lebende) Bakterien wie Bifidobakterien im Säuglingsdarm ansiedeln (Rodrigquez et al. 2015). Die Kolibakterien sind also Wegbereiter einer gesunden Darmflora des Kindes.

Auch bei Erwachsenen spielen die zahlenmäßig gegenüber anderen Bakterien unterlegenen Kolibakterien eine wichtige Rolle. Sie können beispielsweise Vitamin K produzieren und regen außerdem das Immunsystem an.

FAKT 2: Natürliches Probiotikum gegen Reizdarm-Beschwerden

Die Bakterien des Stammes E. coli DSM 17252 wurden ursprünglich von einem gesunden Menschen isoliert. Die SymbioPharm GmbH erforscht, vermehrt und nutzt die Bakterien seit 1954 exklusiv im Arzneimittel Symbioflor® 2. Dabei handelt es sich weltweit um das einzige probiotische Arzneimittel mit lebenden Bakterien, das zurBehandlung des Reizdarmsyndroms zugelassen ist.

Im Update der S3-Reizdarm-Leitlinie "Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Reizdarmsyndroms" der AWMF (= Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.) ist E. coli DSM 17252 ausdrücklich erwähnt.

Denn zu E. coli DSM 17252 hat die SymbioPharm GmbH zahlreiche Studien durchgeführt oder veranlasst. An der für die Zulassung als Arzneimittel relevanten Studie (Enck et al., 2009) nahmen 298 Patientinnen und Patienten mit Reizdarmsyndrom (RDS) teil, die 8 Wochen lang entweder dreimal täglich Symbioflor® 2 oder Placebo (= Scheinmedikament) einnahmen. Das Ergebnis war eindeutig und die Studienärzte zogen die Schlussfolgerung:
Die Behandlung des Reizdarmsyndroms mit dem probiotischen Medikament Symbioflor® 2 ist wirksam und einer Placebobehandlungüberlegen; sie reduziert die typischen RDS-Symptome bei diesen Patienten…“(Enck et al., 2009).

Bei Reizdarmbetroffenen kann Symbioflor® 2

  • Bauchschmerzen reduzieren,
  • Blähungen vermindern,
  • Stuhlfrequenz und Stuhlkonsistenz verbessern
  • allgemein die Beschwerden lindern
  • die Lebensqualität insgesamt verbessern.

Ein Probiotikum ist eine Zubereitung aus lebenden Mikroorganismen (in der Regel Bakterien), die einen gesundheitlichen Nutzen bewirken, wenn sie in ausreichender Menge eingenommen werden.

Die Definition stammt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2001.
Im Gegensatz zu einer Antibiotika-Gabe ist eine Probiotika-Einnahme eine sehr schonende und nebenwirkungsarme Therapie. „Pro bios“ bedeutet „für das Leben“; „anti bios“ bedeutet „gegen das Leben“. Deshalb werden Probiotika auch während und nach Antibiotika-Verordnungen verwendet, um die Darmschleimhaut wieder positiv zu besiedeln und aufzubauen.

FAKT 3: Stabilisierung von Mastzellen

Mastzellen, ein Art Wächter-Immunzellen, gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die allerdings nicht im Blut bleiben, sondern ins Gewebe einwandern. Sie sind für die Abwehr von Krankheitserregern und für die Vermeidung schädlicher Allergene (Plum et al. 2023) wichtig und spielen auch beim Reizdarmsyndrom eine entscheidende Rolle. Sie enthalten entzündungs- und schmerzauslösende Substanzen wie Histamin (ein Botenstoff) und Proteasen (= proteinspaltende Enzyme), die zum Reizdarmgeschehen beitragen.

Wie eine Laborstudie (Magerl M et al., 2008)  gezeigt hat, können E. coli DSM17252-Bakterien Mastzellen stabilisieren. Dadurch behalten sie ihre Inhaltsstoffe in der Zelle eingeschlossen. Das kann ein Mechanismus sein, durch den Symbioflor® 2 positiv auf Reizdarm-Symptome wirkt.

E. coli DSM17252 gehört zur immunmodulierenden Mikrobiota

FAKT 4: Wirkung am Immunsystem

Symbioflor® 2 hat immunmodulatorische Wirkungen, wie mehrere Studien gezeigt haben. Zum Beispiel verändert es die Mengen verschiedener Botenstoffe (Zytokine)(Quelle: Fachinformation). Außerdem regen Symbio E. coli DSM 17252-Bakterien das Darmepithel an, körpereigene Abwehrstoffe zu bilden – sogenannte antimikrobielle Peptide wie beispielsweise ß-Defensin2 ( Möndel et al. 2009). Dabei handelt es sich um wichtige Bestandteile der angeborenen Immunabwehr. Die Produktion von ß- Defensinen durch E. coli-Bakterien ist nicht selbstverständlich. Denn wie wissenschaftliche Studien zeigten, konnten 40 andere getestete E. coli-Stämme das nicht (Möndel et al. 2009).

Zusätzlich produzieren die E. coli-Bakterien aus Symbioflor® 2 selbst ein antimikrobielles Eiweiß, das Mikrozin S(Zschüttig et al. 2012). Der Abwehrstoff konnte im Labor das Anheften eines pathogenen (= krankheitsauslösenden) E. coli-Stammes (EPEC = Enteropathogener E. coli) an Darmschleimhautzellen deutlich reduzieren.

Eckburg PB et al. Diversity of the human intestinal microbial flora. Science. 2005; 308 (Ausgabe 5728): 1635–1638.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1395357/

Enck P et al. Randomized controlled treatment trial of irritable bowel syndrome with a probiotic E.-coli preparation (DSM17252) compared to placebo.  Z Gastroenterol. 2009; 47(2): 209-14.
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2008-1027702

Magerl M et al. Non-pathogenic commensal Escherichia coli bacteria can inhibit degranulation of mast cells. Exp Dermatol. 2008; 17 (5): 427-35.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18331331/

Möndel M et al. Probiotic E. coli treatment mediates antimicrobial human beta-defensin synthesis and fecal excretion in humans. Mucosal Immunol. 2009; 2 (2): 166-72.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10026704/

Plum T et al. Mast cells link immune sensing to antigen-avoidance behaviour. Nature. 2023; 620 (7974): 634-642.
https://www.nature.com/articles/s41586-023-06188-0.

Rodrigquez JM et al. The composition of the gut microbiota throughout life, with an emphasis on early life. Microbial Ecology in Health & Disease 2015, 26: 26050.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4315782/

Zschüttig A et al. Identification and Characterization of Microcin S, a New Antibacterial Peptide Produced by Probiotic Escherichia coli G3/10. PLoS One. 2012; 7(3): e33351.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3316575/

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